Was steckt dahinter?

MS befällt die Nervenstränge, die Befehle an die Muskeln weiterleiten und umgekehrt dem Gehirn melden, was im Körper los ist. Nicht alle auf einmal, sondern nur einige: den Sehnerv zum Beispiel, der für das linke Auge zuständig ist, und vielleicht noch eine Nervenpartie, die Empfindungen aus der rechten Hand ans Hirn weiterleitet. So kommen die unterschiedlichen, oft unheimlichen Symptome zustande, die für MS typisch sind.

Bei MS ist es so, dass aus unbekannter Ursache das Immunsystem „verrückt spielt“ und sich gegen die Nervenfasern im eigenen Gehirn und Rückenmark wendet. Normalerweise ist das Immunsystem eine lebenswichtige Abwehrvorrichtung gegen Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten. Es besteht unter anderem aus spezialisierten Zellen, die im gesamten Körper patrouillieren. Im Gehirn und im Rückenmark haben sie normalerweise nichts verloren.

Diese Sperre ist bei MS aufgehoben. Falsch programmierte Immunzellen überwinden die „Blut-Hirn-Schranke“ und verursachen Entzündungen im Gewebe der Nervenfasern. Dabei greifen sie speziell die Schutzhüllen der Nervenfasern an, die „Markscheiden“ – auch Myelin genannt. Die Substanz, aus der die Markscheiden bestehen, wird ganz oder teilweise zerstört.

Das aber hat schlimme Auswirkungen. Nervenfasern kann man sich wie Kabel vorstellen: Sie leiten blitzschnell elektrische Impulse weiter, die von den Nervenzellen ausgesandt werden. Für diese Reiz-Weiterleitung sind die Markscheiden enorm wichtig. Werden sie beschädigt oder zerstört, dann „kriecht“ der Impuls nur noch die Faser entlang. Und es kommt zu Kurzschlüssen, wie bei schlecht isolierten Stromkabeln.

Die Entzündungen im Gehirn und Rückenmark spürt der MS-Patient nicht, aber ihre Folgen für den gesamten Körper: Denn alle körperlichen (und auch geistigen) Funktionen hängen davon ab, wie gut die Reizweiterleitung im Gehirn und im Rückenmark klappt. Gerade bei jungen Menschen können sich beschädigte Markscheiden auch wieder erholen, die Weiterleitung klappt wieder besser, und damit gehen auch die Symptome zurück.